Der lange Weg bis zum ersten Spatenstich

Als ich im Frühjahr 2020 nach Berlin zurückkam, fragte ich mich: Und nun? Was mache ich jetzt? Der Gedanke, dass es doch möglich sein sollte, all die Energie und Kraft, die ich bisher immer in andere Unternehmen gesetzt hatte, auch in etwas Eigenes stecken zu können, beschäftigte mich schon lange. Dieser Gedanke saß tief verwurzelt, versteckt und begraben von der Angst vorm Scheitern, Unsicherheit, und der Frage, ob das Thema Selbstständigkeit denn nun wirklich meins sei. Als junge Frau bereits spielte ich mit dieser Vision, doch ich dachte stets: Was, wenn der Prinz auf seinem weißen Pferd dann daherkommt und ich genau in dem Moment mein Business aufbauen würde? Die Vorstellung, dann ggf. Familie, Haus und Garten, Kinder, Hund, Katze, Maus (wovon ich stets träumte, bis auf die Maus) mit einer Selbstständigkeit zu kombinieren lähmte mich über Jahre. Das erschien mir alles zu viel und so wartete ich lieber auf das hoffnungsvolle Ereignis, eines Tages Mr. Right zum Heiraten zu treffen, anstatt mich bereits vor vielen Jahren auf den Weg in Richtung Selbstständigkeit zu machen. Ich "besitze" weder Haus, Hof oder irgendetwas von den oben genannten Punkten, aber ich weiß heute, dass dieser Gedanke mich wirklich lange abhielt, mein eigenes Business aufzubauen und durchzustarten. Und ich kann mir gut vorstellen, dass ich nicht alleine mit diesen Gedanken bin.

Es gibt nicht umsonst nach wie vor ein sehr unausgewogenes Verhältnis zwischen Gründerinnen und Gründern. Ein weiterer Punkt, der uns Frauen nachgesagt wird, ist, dass wir teilweise zu bescheiden sind und mit zu großer Vorsicht an gewisse Themen herangehen. Ich muss sagen: ich finde, diese Einstellung oder Vorgehensweise ist prinzipiell eine gute Vorgehensweise. „Denk groß“ heißt es oft in Businesskreisen. Das darf sicher sein, aber bitte auch mit der nötigen realistischen und bedachten Herangehensweise. Denn ein Business aufzubauen, bedeutet keinen Sprint, sondern einen Marathonlauf mit vielen Punkten, die es zu beachten gilt. Und eine realistische Einschätzung dessen, was man wann erreichen kann. Ich bin mir der Sache mehr als bewusst, dass es eine Zeit braucht, bis ich einen Kreis an Kundinnen gefunden habe, die Vertrauen zu mir und meinen Shop aufgebaut haben. Ich bin mir bewusst, dass es Zeit benötigt, bis ich weiß, was meine Kundinnen suchen und wünschen - über Anmerkungen, Kommentare, Wünsche etc. freue ich mich übrigens stets per Kontaktaufnahme. Ich bin mir bewusst, dass ich Fehler machen werde, aber ich bin mir auch über eine Sache absolut klar: Ich möchte genau diesen Weg gehen und mir nicht eines Tages sagen: „Warum habe ich es nicht versucht?“

Ein Freund von mir sagt immer so schön: „Die Welt gehört den Mutigen“ und ich finde, er hat Recht.

Mit Bedacht und einer guten und strategischen Planung ist so unsagbar vieles möglich. Mitten in einer Zeit, die mehr denn je von Unsicherheiten geprägt ist, habe ich es nun getan. „Wahnsinn“ denke ich da selbst. „Ausgerechnet jetzt“, aber manchmal braucht es eben vielleicht genau das, diesen Schupps, diese eigene innere Stimme, diese Ereignisse, die einem klar vor Augen führen: JETZT IST DEINE ZEIT!

Es ist fast ein Jahr her, dass der Gedanke aufkam, es ist viel in der Zeit passiert. Draußen wütete seit letztem Jahr ein Virus, in meinem Inneren baute sich immer mehr die Überzeugung auf, es anzugehen.

Und dann wachte ich eines Tages auf und sagte zu mir: „Mach es einfach!" Das war der erste Spatenstich und es überkam mich eine Energie, die mir die Kraft gab, viele Auf`s und Ab`s bis heute anzugehen. Ich freue mich auf dieses Abenteuer, in dem ich mich nun befinde.

Und ich freue mich, noch manche Gedanken und Ereignisse hier zu teilen und ich teile auch gerne bei Fragen rund um das Thema Gründen meine Erfahrungen.

Herzlichst,

Silke

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